Unter dem Begriff Negativ Suchmaschinenoptimierung fassen sich verschiedene Maßnahmen zusammen, die für die Zielseite einer Attacke negative Folgen für die Platzierung in den Google Suchergebnissen (SERPS) zur Folge haben. Man spricht hierbei von bestimmten Maßnahmen aus dem Bereich des sogenannten „Black Hat SEO“. Dabei gibt es Abstufungen in der Härte der Folgen einzelner Methoden für die betroffene Seite. Zum besseren Verständnis ein kleiner Vergleich in die Offlinewelt: Eine weiche Negativ-SEO Attacke, wie das Entfernen eines Links mittels einer Lüge gegenüber dem Webmaster der verlinkenden Seite, wäre offline z.B. das Entfernen des Klingelschildes.
Vor Gericht eher eine Bagatelle die nur dazu führt, dass einen der Postbote nicht mehr findet. Eine harte Maßnahme wäre dann das Einwerfen der Scheiben eines Geschäfts, was zu Folge hat, dass kein Kunde in dem Scherbenhaufen etwas kaufen kann. Eine eindeutig strafbare Handlung und vergleichbar mit einer DDoS Attacke, dem massenhaften Beschuss eines Servers mit gefälschten Useranfragen um diesen kollabieren zu lassen.
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Negative-SEO: Rechtliche Grundlage
Negativ-SEO ist zumindest mit einem Teil seiner Maßnahmen Illegal. Wie auch in der offline Welt gibt es online für illegale Vorgehensweisen (straf)rechtliche Konsequenzen, die auf den Täter zukommen können. Leider gestaltet sich die Verfolgung von Straftaten im Internet jedoch häufig sehr schwer, da dort ein viel höherer Grad der Anonymisierung möglich ist. Gehen wir jedoch einmal davon aus, dass die Justiz es schafft die technischen Hürden zu überwinden, dann warten teils empfindliche Strafen auf den oder die Täter.
Es ist für rufschädigende Tätigkeiten im Internet und für das lahmlegen von Servern neben einer hohen Geldstrafe auch der Gang ins Gefängnis nicht auszuschließen. Sollte man zudem noch für Umsatzeinbußen bei Online Shops verantwortlich sein, muss man zusätzlich mit einer zivilrechtlichen Klage und weiteren Schadensersatzzahlungen rechnen. Für Opfer von Negativ-SEO bleibt nur zu hoffen, dass Täter Re-anonymisiert werden können.
Techniken der Negativ-SEO
Was kann einen potenziell bedrohen und wovon sollte man tunlichst die Finger lassen, wenn man Optimierungen plant? Ohne ausreichende Kenntnisse ist es durchaus auch möglich versehentlich unvorteilhafte Dinge für die eigene Website zu tun, also nur anfassen was man auch versteht!
Techniken mit Spamlinks
Massenhaft Backlinks aufbauen ist seit dem ersten Penguin Update 2012 einer der wohl ältesten Tricks des Negativ-SEO. Vorher noch als probates Mittel bekannt, änderte sich das ab 2012 sehr schnell. In großer Masse vorkommende Backlinks von wenig vertrauenswürdigen Seiten sind seitdem gerade für Seiten ohne ausgeprägtes Backlinkprofil eine echte Gefahr. Diese Links lassen sich mit unterschiedlichen Mitteln und auf unterschiedlichen Arten von Webseiten unterbringen. Besonders kritisch wird es wenn für bisher rankende Keywords die äquivalenten Moneykeywords verlinkt werden, sowie wenn häufig der gleiche Linktext und das gleiche Linkziel genutzt wird. Das sendet ein eindeutiges Signal für unnatürliche Links an Google.
Eine kleine Aufzählung welche Art Links von wenig vertrauenswürdigen Seiten besonders gefährlich sind:
- Blog Kommentare
- Schädliche Foren- und Profillinks
- Links aus Webkatalogen und Linkverzeichnissen
- Presseportal Links
- Links von Pornografische Seiten
- Sprachlich unpassende Links (z.B. von russischen Seiten)
- Thematisch völlig fremde Links
Besonders perfide sind zudem solche Links die in „schlechter Nachbarschaft“ angelegt werden. Also etwa zusammen mit Links zu pornografischen und glücksspielbezogenen Links. Diese genießen bei Google einen schlechten Ruf, welcher sofort anfängt abzufärben und so die Rankings bedroht.
Techniken ohne Spamlinks
Zwar ist der Aufbau schlechter Links das bekannte Mittel von Negativ-SEO, dennoch gibt es noch eine Vielzahl anderer und zum Teil heimlicherer Methoden die genannt werden müssen.
Das Entfernen von guten Backlinks wird mit einem einfachen Trick erwirkt. Mittels eins Pseudonyms wird sich als Betreiber der Linkzielseite ausgegeben, der um die Entfernung des Links aus verschiedenen Gründen bittet. In Versuchen hat dies bei erschreckend vielen Fällen funktioniert, man sollte also auch seine verloren Backlinks im Auge behalten.
Das sogenannte Content Scraping, bei dem Inhalte von der betroffenen Seite kopiert werden um an anderer Stelle im Internet wieder eingesetzt zu werden. So wird Duplicate Content erzeugt, der unabhängig vom Veröffentlichungszeitpunkt mit den eigenen Inhalten in Konkurrenz um die gleichen Rankings steht. Besonders gefährdet sind hier Seiten die nicht standardmäßig mit einem Canoncial Tag auf sich selbst zeigen.
Eine Manipulation der Autocomplete Funktion durch das automatisierte häufige Suchen (Google Bombing) der Webseite in Kombination mit negativen oder Illegalen Wörtern kommt einer Rufschädigung gleich, da anderen Nutzern bei Eingabe der Seite die manipulierten Kombinationen vorgeschlagen werden.
Mithilfe eines Bots die Nutzersignale (User Experience) fälschen ist ein besonders schwer identifizierbares Mittel für den Webmaster. Bei der Massenhaften Suche nach den hoch rankenden Keywords werden vom Bot alle Suchergebnisse abgesehen von der Zielseite geklickt. Das nimmt Google als Zeichen das die Ziel Seite nicht zu dem Suchwort passt, so fällt langsam aber sicher das Ranking immer weiter ab.
Eine Weiterleitung von einer von Google bereits manuell abgestraften Seite (Penalty) ist ebenfalls ein sehr klar negatives Signal an Google, da die abgestraften Inhalte der fremden Webseite jetzt ja unter der eigenen Adresse zu finden sein sollten.
Zum Schluss noch der Angriff des Servers mit dem Ziel der Sabotage oder des Lahmlegens entweder als Hack oder als DDoS Angriff. Letzterer ist in Zeiten von Anonymus ja bereits durch die Massenmedien bekannt und meint nichts anderes als das Überfordern eines Webservers mit massenhaft komplexen Anfragen, in deren Folge der Webserver zusammenbricht und die Webseite nicht mehr aufrufbar ist. Ein Hack, durchgeführt von einem Profi ist besonders gefährlich. Dabei wird zum Beispiel heimlich die Robots.txt so manipuliert das via Noindex/Nofollow der eigene Server an Google signalisiert, der Webseite fern zu bleiben. Hacker haben daneben noch weitere Möglichkeiten Schaden anzurichten, die hier nicht detailliert abgehandelt werden sollen.
Praktische Beispiele & Case Studies für Negative-Seo
Es gibt einige bekannt gewordene Beispiele in denen Unternehmen von Negativ-SEO Attacken getroffen wurden und sicherlich eine viel größere Dunkelziffer. Zu den bekanntesten gehören vermutlich Noblego, ein Online Versandhandel für Zigarren und Co, und Holzspielzeug-Discount.de. Während Noblego sich gegen die Angriffe erfolgreich und öffentlich gewehrt hat, konnte sich Holzspielzeug-Discount.de nicht mehr langfristig am Markt halten.
In verschiedenen Tests aus der SEO Welt, konnten weitere Schlüsse zur Wirksamkeit verschiedener Methoden gezogen werden. Diese wiedersprechen sich jedoch zum Teil und es herrscht wie so oft in Bezug auf den Google Algorithmus in der SEO Community keine gänzlich klare Linie. Häufig wird jedoch vermutet, dass das setzen sehr vieler Spam Links alleine nicht ausreichen würde, um einer etablierten Webseite nachhaltig zu schaden. Anders sieht es jedoch bei jungen Webseiten aus. Diese können mit der Linkspam Methode recht schnell ins Such-Aus und somit komplett vom Markt geschossen werden. Einig ist man sich insgesamt darüber: Bei jedem Angriff sollte sofort reagiert werden.
Wie kann ich gegen einen Negative-SEO Angriff vorgehen?
Sollte man Opfer eines Angriffs geworden sein, gilt es schnell zu reagieren. Am besten man sucht dazu Hilfe beim Experten oder benachrichtigt umgehend seinen SEO Berater. Zusammen werden dann sofort Gegenmaßnahmen erarbeitet um möglichen negativen Folgen entgegen zu wirken. Im Falle eines Linkspam-Angriffes hat man die Möglichkeit mit dem Disavow Tool von Google unerwünschte Links zu entwerten. Man teilt Google über die Google Search Console die Domains mit, von denen man trotz des bestehendes Links nicht als verlinkt gelten möchte. Das kann je nach Umfang und Dauer der Attacke sehr zeitintensiv werden, gilt jedoch auch als die zurzeit sicherste Methode.
Das Anschreiben der Webmaster der verlinkenden Seite, mit bitte diesen Link zu entfernen, ist häufig langwieriger und hängt zudem von dem Willen des anderen Webmasters ab zu kooperieren.
Eine weitere langfristigere Möglichkeit wäre auch durch einen guten Linkbuilding Service für hochwertiger Links, um seine Trustsignale wieder zu verbessern. Das ist jedoch von heute auf morgen auf keinen Fall möglich, sollte aber dennoch Teil jeder guten SEO Kampagne sein. Gegen eine DDoS Maßnahme, hilft häufig nur das Umsteigen auf Leistungsfähigere Server mit gewissen Schutzschaltungen gegen übermäßig viele unnatürliche Aufrufe.
Fazit: Lohnt sich Negativ-SEO?
Die Antwort darauf ist ein klares Nein. Ganz abgesehen vom legalen Aspekt, die gleiche Zeit und das Geld Investment in SEO für die eigene Website zahlt sich deutlich mehr aus. Denn dabei besteht definitiv das Potenzial sich zu verbessern und den Kunden einen größeren Mehrwert zu bieten, anstatt nur durch die vermeintlichen Fehler der anderen bekannter zu werden. Ganz zu schweigen von den rechtlichen Problemen die damit verbunden auf einen zukommen können.
Muss man sich trotzdem mit Negativ-SEO auseinandersetzen?
Man sollte zwar ohnehin sein Linkprofil im Auge behalten, aber spätestens wenn man ungewöhnliche Veränderungen in den Besucherzahlen, oder der Google Search Console bemerkt, lohnt es sich darüber nachzudenken: „Habe ich etwas verändert oder werde ich angegriffen und wie wehre ich mich gegebenenfalls dagegen?“ Der Ausblick in die Zukunft lässt vermuten, dass je leiser und langsamer eine Negative SEO Attacke ist, desto erfolgreicher wirkt sie. Wer neben den täglichen Aufgaben also nicht zu einem regelmäßigen Monitoring kommt, dem empfiehlt es sich eine gute Performance Marketing Agentur zu beauftragen, die dieses mit im Leistungsspektrum anbietet.