Im 3. Artikel unserer Onpage SEO Serie geht es um korrekte interne Verlinkung.
Was hat dieses kleine Gedankenexperiment nun mit der richtigen Verlinkung von Produktboxen zu tun? Sehr viel, denn immer wieder stößt man bei Online-Shops und anderen Webseiten auf eine redundante Verlinkung von Produktseiten. Dabei verlinken Kategorieseiten mittels Produktboxen oft mehrfach auf die gleiche Produktseite:
Diese weitverbreitete Praxis ist aber nicht nur überflüssig, vielmehr wird hierbei auch SEO-Potenzial verschenkt. Die involvierten Seiten werden zum einen unnötig geschwächt (linkgebende Seite) und außerdem weniger gestärkt als möglich (verlinkte Seite).
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Bei interner Verlinkung geht es um Power
Das Problem bei mehrfacher Verlinkung desselben Linkziels von ein und derselben Seite aus liegt darin, wie sich die sogenannte „Power“ der linkgebenden Seite auf die verlinkten Seiten verteilt. Diese Linkpower ist ein wichtiger Faktor für gute Rankings in den Google Suchergebnissen. Über welche Power eine Seite verfügt, hängt von vielen Faktoren ab. Maßgeblich ist dabei vor allem die Linkpower, die diese Seite von anderen Webseiten durch Verlinkung erhält. Im Regelfall verfügen Startseiten über die meiste Power, da Startseiten am häufigsten verlinkt werden. Je hochwertiger die verlinkenden Webseiten sind, umso mehr Linkpower bringen sie i.d.R. der verlinkten Seite.
Die Rechnung ist einfach: Umso mehr Links eine Seite enthält, desto mehr ihrer Power gibt sie an die verlinkten Seiten ab. Man sollte dementsprechend darauf achten, dass eine Webseite nur sinnvolle Verlinkungen auf andere Seiten enthält, um die linkgebende Seite nicht zu schwächen.
Diese Power lässt sich eigentlich nicht in einem numerischen Wert ausdrücken, für das bessere Verständnis des folgenden Beispiels soll aber ein Wert von 120 „Powerpunkten“ angenommen werden:
Beispiel 1: Aufteilung von Linkpower auf verlinkte Seiten
Ausgangslage:
- Linkgebende Webseite X verfügt über 120 Powerpunkte
- Seite X enthält 12 Links auf 12 verschiedene Webseiten
Folge:
- 120 Powerpunkte werden auf 12 Links (Webseiten) verteilt
-> Jeder Link erhält 10 Powerpunkte - Jede verlinkte Webseite wird um 10 Powerpunkte gestärkt.
Linkpower nicht verschwenden bei interner Verlinkung
Wenn eine linkgebende Seite auf verschiedene andere Seiten verlinkt, gibt es daran nichts zu bemängeln, solange diese Links sinnvoll und notwendig sind. Problematisch wird es, wenn die linkgebende Seite mehrfach auf ein und dieselbe andere Webseite verlinkt. Google wertet die weitergegebene Linkpower nämlich nicht pro Link, sondern pro verlinkter Webseite:
Beispiel 2: Aufteilung von Linkpower auf verlinkte Seiten mit teils identischen Linkzielen
Ausgangslage:
- Linkgebende Webseite X verfügt über 120 Powerpunkte
- Seite X enthält 6 Links auf 6 verschiedene Webseiten (Seiten A–F)
- Seite X enthält zudem 3 Links auf Seite Y und 3 Links auf Seite Z
Folge:
- 120 Powerpunkte werden auf 12 Links (6 + 3 (Seite Y) + 3 (Seite Z)) verteilt
-> Jeder Link ist 10 Powerpunkte wert - Die Seiten A–F erhalten jeweils 10 Powerpunkte
- Seite Y erhält 10 Powerpunkte
- Seite Z erhält 10 Powerpunkte
Warum erhalten die Seiten Y und Z nur je 10 Powerpunkte und nicht je 30, wie man es erwarten würde? Es zeigen doch je 3 Links á 10 Powerpunkte auf die beiden Seiten?
Ganz einfach: Suchmaschinen werten nur den ersten Link und dessen Power pro verlinkter Seite. Es hilft also nichts, wenn man auf einer Webseite einen Link zu einer bestimmten anderen Webseite mehrfach setzt. Im Gegenteil, man schadet sowohl der linkgebenden Seite als auch der mehrfach verlinkten Seite. Denn die Power einer Seite wird immer auf alle ausgehenden Links dieser Seite aufgeteilt, die Linkziele bleiben hier zunächst unbeachtet. Deshalb entfallen in obigem Beispiel je 10 Powerpunkte auf jeden ausgehenden Link, obwohl nur 8 verschiedene Webseiten verlinkt werden – schließlich sind auf der linkgebenden Seite X insgesamt 12 Links enthalten. Hierzu noch einmal eine Grafik:
Der erste Link (grüner Pfeil) gibt seine 10 Powerpunkte regulär an die verlinkte Seite weiter. Die beiden weiteren Links (rote Pfeile) erhalten zwar Power von der linkgebenden Seite X, geben diese aber nicht an Seite Y (bzw. Seite Z) weiter. Die Power dieser Links geht im Nichts verloren. Die Rechnung für das Beispiel gestaltet sich dementsprechend:
Ausgangswert: 120 Powerpunkte ÷ 12 Links = 10 Powerpunkte pro Link
Weitergegebene Power: 12 Links verlinken auf nur 8 verschiedene Webseiten
-> 8 × 10 Powerpunkte = 80 Powerpunkte
Verlust von Power: 120 Powerpunkte – 80 Powerpunkte = 40 Powerpunkte
Diese 40 Powerpunkte verliert die linkgebende Seite, ohne dass sie auf einer anderen Seite ihre Wirkung entfalten können. Sie werden schlicht verschwendet.
Korrekte interne Verlinkung: So viele Verlinkungen wie notwendig, so wenig Verlinkungen wie möglich
Die Lösung für dieses Problem ist einfach. Jede Webseite wird idealerweise nur einmal verlinkt. Dann sieht die Rechnung folgendermaßen aus:
Ausgangswert: Seite X verfügt über 120 Powerpunkte
Ziel: 8 Webseiten sollen verlinkt werden -> 8 Links auf Seite X notwendig
Weitergegebene Power: 120 Powerpunkte ÷ 8 Links = 15 Powerpunkte pro Link
Der Vorteil liegt auf der Hand: Durch die korrekte Anzahl an Links auf der linkgebenden Seite erhält jeder einzelne Link mehr Power, die er an die verlinkte Seite weitergeben kann. Im Beispielfall sind es satte 50% mehr Powerpunkte, die jeder Link erhält. Zudem wird die zur Verfügung stehende Power zu 100% weitergegeben, nichts geht verloren.
Zurück zu den Produktboxen: Anstatt also mit mehreren Elementen einer Produktbox auf ein und dieselbe Produktseite zu verlinken, verlinkt man besser die Box als Ganzes:
Die Kategorie-Seite wird dadurch nicht unnötig geschwächt und die Produktseite erhält so viel Power wie möglich. Gerade wenn man bedenkt, dass eine Kategorie-Seite mehrere dutzend Produktboxen enthalten kann, ist die Verlinkungs-Effizienz hier besonders wichtig.
Wie eine korrekte Produktbox-Verlinkung in der Praxis auszusehen hat, ist von Webseite zu Webseite unterschiedlich. Die notwendigen Anpassungen im Quellcode lassen sich verhältnismäßig einfach vornehmen, sollten aber immer von Fachleuten durchgeführt werden.
Die richtige Verlinkung von Produktboxen ist übrigens nur einer von vielen Aspekten, den es bei der internen Verlinkung zu beachten gilt. Wer mehr zum Thema wissen möchte, kann sich außer im Netz auch in speziellen SEO-Seminaren darüber informieren.
Sehr schöner Artikel. Vorallem das Beispiel mit der Tür finde ich sehr gut 🙂 Leider ist dieses Phänomen des ProductListing heutzutage fast immer noch in jedem Onlineshop anzutreffen. Fehlt nur noch ein zusätzlicher „zum Produkt“-Button der ebenfalls noch einzeln verlinkt wird 😀
Grüße
Martin
Hallo Martin,
vielen Dank für die Blumen. Wie du schon sagst, dieses Problem findet man immer noch sehr oft, obwohl es sich so einfach lösen ließe. Auf mein-ohrstecker.de habt ihr es aber nicht, wie ich eben gesehen habe 🙂
Viele Grüße,
Sebastian
Ja das stimmt. War nicht mal ne halbe Stunde Arbeit. Leider müssen da die Shopsysteme erstmal offener für solche Probleme werden. Aber XT Commerce arbeitet ja schon seit längerer Zeit mit ABAKUS zusammen. Da kanns nur aufwärts gehen 😀