Vom 17. bis zum 18.04.2024 durften Marit und Lena zum SEAcamp nach Jena fahren – einer UN-Konferenz für Search Engine Advertising, die ihre Sessions im Barcamp-Stil abhält. Das ermöglichte es den beiden, sich an vielen spannenden Diskussionen zu beteiligen und in den aktiven Wissensaustausch mit Mitarbeitenden aus anderen Agenturen oder selbstständigen SEA-Experten zu gehen. Die Sessions waren breit gefächert – Grundlagenwissen bis hin zu Experten-Themen wurden vorgestellt.
Die Reise begann mit einer fast verspätungsfreien Fahrt mit der Deutschen Bahn, danach gingen die zwei eine Kleinigkeit essen und bereiteten sich später auf den anstehenden Tag vor. Diese Vorbereitung war ihnen besonders wichtig, da sie unsere Agentur als Speakerinnen vertreten durften.
Am nächsten Morgen ging es dann pünktlich los. Sie pitchten ihr Thema, bekamen den Zeitplan und besuchten vor dem eigenen Slot zahlreiche Sessions aus denen sie einige Learnings zurück nach Dresden gebracht haben.
Contents
- Traineeship – Unnötiger Mehraufwand oder Chance für Agenturen? – Marit Wittig & Lena Colditz
- Ist Social Search die Zukunft der Suche? – Wiebke Paschek
- Neues zu Bing Ads
- Neues zu RSA-Texten in Google Ads
- Kannibalisierung oder Co-Existenz: PMax und Search – Ines Weber
- Was soll schon schiefgehen? Auf Fehlersuche in Google Ads – Martin Röttgerding
- Location und Networking
- Abschließendes Fazit
Traineeship – Unnötiger Mehraufwand oder Chance für Agenturen? – Marit Wittig & Lena Colditz
Die intensive Vorbereitung der von unseren beiden Clickserinnen durchgeführten Session hat sich durchaus gelohnt und der Vortrag von Lena und Marit zum Thema verlief sehr gut. Im Anschluss gab es eine gemeinsame Diskussion und der Austausch brachte nützliche Anregungen ein, welche die beiden für sich persönlich, aber auch für unsere Agentur mitgenommen haben. Sicher ist es für die zwei ebenso interessant für uns, ihre eigenen Erfahrungen mit dem neuen Input abzugleichen.
Ist Social Search die Zukunft der Suche? – Wiebke Paschek
Wiebke Paschek hat Agenturerfahrung im SEA- und Social Ads-Bereich und kombinierte in diesem Vortrag ihre Erfahrungen aus beiden Feldern. Auch in der Realität verschwimmen die Bereiche immer weiter und können kaum noch getrennt betrachtet werden. Eine Auswirkung ist das sogenannte Social Search, bei dem Suchanfragen nicht mehr wie in den letzten Jahrzehnten an die verschiedenen Suchmaschinen gestellt werden, sondern die Suche in den sozialen Medien beginnt.
Learnings
- TikTok und Instagram optimieren die Suchfunktion der App dauerhaft, um dem Nutzer die bestmöglichen Vorschläge bieten zu können. Diese tragen nicht selten zu einer Kaufentscheidung bei.
- Das stärkste Wachstum hinsichtlich Social Search zeigt sich bei TikTok. Einerseits durch ein natürliches Interesse der Nutzer, andererseits weil TikTok die Suche auf seiner Plattform forciert und vorantreiben möchte. Beispiele sind seitens TikTok mit einer Lupe markierte Kommentarausschnitte samt Link zu einer Suche des Themas oder Suchvorschläge unter den Videos. Auffällig ist das bei click bait-behafteten Themen im Video.
- Besonders bei den 18- bis 24-Jährigen (Generation Z), ist das Suchen nach Produkten auf Social Media stark verbreitet – nur noch 46 % beginnen ihre Suche nach Produkten auf Google. In der Session wurde prognostiziert, dass das Volumen des traditionelle Suchnetzwerk bis 2025 um 25 % sinken wird. Dabei spiel auch ChatGPT eine Rolle, da auch Socials Einfluss haben werden.
- Google bleibt die Anlaufstelle für beispielsweise Gesundheitsthemen oder Anfragen hinsichtlich “near me”.
- TikTok, Instagram und Co. werden oft für die Recherche bezüglich Reisen, Interior, Haare, Make-Up und Mode verwendet.
- TikTok ermöglich aktuell Search Ads, aber ohne die Möglichkeit der Einbuchung von Keywords (negative sind jedoch möglich). Die Ausrichtung funktioniert hier über Zielgruppen-Targeting, Hashtags und Videoinhalte.
- Input vom Publikum war, dass Ads auf Social Media mittlerweile deutlich besser funktionieren als noch vor einigen Jahren. Viele teilten die Erfahrung, auch schon sehr wertvolle Investitionen über Social ADs getätigt oder nach nur einem Ad Touch Point gekauft zu haben.
Fazit
Diese Speaker Session entfachte eine rege Diskussion im Publikum, an der sich sowohl Social Ads-Skeptiker, die Veranstalter des SEA Camps und Verfechter der Potenziale von Social Search beteiligten. Agenturen müssen also auf die Entwicklungen reagieren. Wir sind zum Beispiel schon darauf eingestellt und decken neben dem klassischen Search Bereich auch Meta, LinkedIn sowie TikTok ab. Ein umfangreiches Know-How über Creatives ist ebenso unumgänglich. Testing gibt gute Einblick in funktionierende Creatives unabhängig vom persönlichen Geschmack.
Auch Google reagiert mit Cross-Network Ads, was die teilweise zwischen TikTok-Videos auftauchenden Google Such-Texte erklärt. Unsere Expertinnen schätzen ein, dass es nicht zielführend ist, Nutzer mit einer Text-Anzeige abholen zu wollen, wenn diese sich Bewegtbildern zuwenden möchten. Allerdings sind sie gespannt, wie sich das Thema weiterentwickelt und ob es vielleicht auch für B2B-Unternehmen relevant sein wird.
Die Kriterien, anhand denen der Erfolg einer Kampagne oder die Signale, über die der Start auf einem Kanal entschieden wird, können nicht mehr so statisch und exakt an Suchvolumen und ähnlichem festgemacht werden. Es kommt stark darauf an, was wie angeboten wird: Wenn die Aktivitäten auf dem Kanal interessant sind und den Nutzern einen Mehrwert bieten, kann das Produkt und Unternehmen sein Image und seine Umsätze signifikant beeinflussen.
Neues zu Bing Ads
Der Copilot hat die Plattform revolutioniert. Seit April 2024 läuft das KI-Tool in der Suchmaschine. Um im Copilot ausgespielt zu werden, können momentan nur drei Anzeigenformate zum Einsatz kommen:
- Search Ads mit Bilderweiterung
- Feed based Ads
- Multimedia Ads
Neues zu RSA-Texten in Google Ads
Die Google Best Practice mit allen 15 Titeln funktioniert nur bei hohem Suchaufkommen – es kann sinnvoller sein Google weniger Titel zu geben oder mit Pins zu arbeiten, um die Kombinationen einzudämmen. Die Anzeigeneffizienz, welche von Google dann häufig verringert wird, hat nicht zwingend Einfluss auf die Performance der Ad. Nur beim Testing sollte keine gepinnte Ad gemeinsam mit einer ungepinnten Ad in derselben Anzeigen-Gruppe laufen. Hier ist schnell feststellbar, was Google aktiver vorantreibt.
Kannibalisierung oder Co-Existenz: PMax und Search – Ines Weber
Google zieht verstärkt weg von der klassischen Suchkampagne, hin zu PMax. Obwohl die PMax von Google getrieben wird, funktionieren die Suchkampagnen für einige Themen besser. Die Session zeigte, wie eine PMax-Kampagne aufgesetzt werden kann, damit sie granularer funktioniert und so der Suchkampagne näherkommt. Weil offenbleibt, wie sich Google entscheidet und ob das Format in seiner aktuellen Form noch lange besteht, wird diese Thematik besonders zukünftig relevant sein.
Learnings
- Seitenfeeds in der PMax können weitreichender genutzt werden als gedacht. Ines empfiehlt ein Set-Up von 4 PMax-Kampagnen mit unterschiedlichen Seitenfeeds, die anhand von Labeln unterteilt werden.
- Scoring Top-Kampagne: Die best-performenden Seiten, beziehungsweise jene, bei denen das meiste Potenzial vermutet wird.
- Scoring Medium-Kampagne: Gut performende und wichtige Seiten, welche aber keine Top Performer sind.
- Scoring Low-Kampagne: Weniger gut performende Seiten/C-Produkte, die aber immer noch einen signifikanten Teil des Umsatzes ausmachen.
- Exploration-Kampagne: Funktioniert ähnlich einer DSA und deckt alle Seiten ohne Label ab, also alles, was nicht zu 1. bis 3. gehört. So kann geschaut werden, welche Seiten abseits davon noch (gut) performen.
- Für den Aufbau der PMax-Kampagne und die Einordnung in die Kategorien eignet sich ein Landingpage-Report, welcher über Berichte oder ein Skript gezogen werden kann.
- Search-Kampagnen sollten vor allem für die Brand genutzt werden und Markenausschlüsse sind in PMax-Kampagnen essenziell – auch, wenn das bereits eine bekannte Wahrheit ist.
- Bei einer (starken) Budgeterhöhung in PMax-Kampagnen fließt häufig direkt danach viel Budget und Traffic in den weniger performanten beziehungsweise gewünschten Display-, Video- und Brand-Bereich. Dieser Anteil sinkt in einigen Fällen auch nicht wieder – bei Budgeterhöhungen in der PMax also noch vorsichtiger sein.
Fazit
Dieser Vortrag enthielt neue Erkenntnisse und Herangehensweisen zum Thema PMax. Außerdem wurden einige Vermutungen zur Funktionsweise beziehungsweise zu den Eigenarten von PMax-Kampagnen bestätigt. Ines ging auf einige Mechaniken von PMax-Kampagnen ein, die schon in Google Ads bemerkt, aber noch nicht als festes Schema anerkannt wurden. Das bedeutendste Beispiel hierfür ist der beschriebene Budget-Shift auf weniger performante Bereiche.
Was soll schon schiefgehen? Auf Fehlersuche in Google Ads – Martin Röttgerding
Ein großes Potenzial der Automatisierung durch KI ist im SEA-Bereich die Übernahme von laufenden Checks, welche klären, ob alles in den Konten funktioniert. Da unser eigenes PPC-Team gerade selbst dieses Thema vorantreibt, erhofften sich unsere beiden Teilnehmerinnen Erkenntnisse darüber, was und wie bei anderen Unternehmen automatisch geprüft wird und anhand von welchen Kriterien ein Fehler erkannt wird.
Learnings
- Die Entwicklung eines solchen Tools wie des SEA Safeguard sollte im Zeit- und Ressourcen-Umfang nicht unterschätzt werden.
- Kriterien, mit denen die KI gefüttert wird und anhand derer diese entscheiden soll, ob ein Fehler vorliegt, sind leider schwieriger zu definieren als gedacht. Ab wann kann zum Beispiel ein Kontoausfall sicher erkannt werden?
- Tracking kann nicht oder nur sehr schwer automatisiert überprüft werden, wenn die Tracking-Parameter in der finalen URL statt der Tracking-Vorlage hinterlegt wurden.
Fazit
Leider hielt diese Speaker Session nicht den erhofften Input bereit – schnell stellte sich heraus, dass der bekannte Speaker Martin Röttgerding den SEA Safeguard entwickelt hat und mit diesem das Event sponsert. Der Vortrag an sich wurde als unabhängig davon angekündigt und sollte Einblicke in die Entwicklung geben, aber machte größtenteils den Eindruck einer Werbeveranstaltung für das Produkt. Unsere beiden Vertreterinnen vor Ort wissen nun viel über den Funktionsumfang des Tools, aber leider wenig zur Funktionsweise. Learnings dazu, wie zum Beispiel Fehlermeldungen in Skripte eingebaut werden, fehlten. Nach diesem Vortrag blieb das Gefühl, ein Abonnement des Tools sei die einzige Lösung – nicht zuletzt unterstützt durch Rabattcodes auf jeder einzelnen Folie. Hier hätten sich unsere Clickserinnen vor allem wegen der Relevanz des Themas transparentere Eindrücke gewünscht.
Location und Networking
Die Veranstaltung findet bereits seit 10 Jahren im Dorint (ehem. Steigenberger) Esplanade statt – neben schicken Zimmern und einem tollen Fitnessbereich, den Lena natürlich vorbildlich genutzt hat, gab es eine tolle Auswahl an Speisen und Getränken. Sogar eine Candy-Bar! Davon abgesehen war genügend Platz für alle Punkte dieser Veranstaltung inklusive gut ausgestatteten Meeting-Räumen und Konferenzsälen.
Das Rahmenprogramm bestand aus einem Get Together am Vorabend und einer SEAcamp Party am Abend nach den Sessions. Das Get Together war vor allem durch Teilnehmer geprägt, die das 10. Jahr beim Event dabei sind und ihren festen Kreis haben. Bei der Party konnten unsere Erst-Teilnehmerinnen sich viel besser vernetzen. Hier wurden Sie von anderen Agenturlern sehr positiv auf ihre Speaker Session angesprochen und die Atmosphäre auf der Tanzfläche war lockerer. Bei diesen Anlässen zeigte sich auch die starke Mischung der Besucher – viele junge Menschen, einige erfahrene Speaker, einige zum ersten Mal dabei. Die Herkunft Agentur-Business hat deutlich überwogen, auch wenn es vereinzelt Vertreter von zum Beispiel idealo oder Bing gab. Größtenteils waren die Menschen sehr offen und haben vor der ersten Speaker Session Mut zugesprochen.
Abschließendes Fazit
Es gab einige Fachsessions, die vom Level her genau das waren, was unsere Junior PPC Manager nach eigener Aussage gebraucht haben. Sie haben neues Wissen und Input gesammelt und konnten vollwertig mitreden. Im Vergleich zu anderen Veranstaltungen, waren die die Themen spezifischer und für die tägliche Arbeit in der Agentur relevanter. Marit und Lena hoffen, auch im nächsten Jahr wieder auf dem SEA-Camp vertreten sein zu dürfen.