Niemand, der eine kommerzielle Webseite betreibt, kommt um das Wort „Content“ herum. Und schon gar nicht um die Folgen des Diktums „Content ist King“. Onlineshops, die kommerziellsten aller Webseiten, haben aber oftmals ein Content-Problem: Der einzige Content besteht in den Produkten und deren Beschreibungen. Aber: Onlineshop-Betreiber können ihren Usern guten Content zur Verfügung stellen…

Was bringt Content für Onlineshops?

Warum reichen ein gutes Produktangebot und gute Preise nicht aus, um bei Google vordere Positionen in den Suchergebnissen zu erreichen? Ganz einfach: Es gibt in der Regel zu viel Konkurrenz. Ist man keine starke Marke wie Zalando, Amazon und Konsorten, muss man in der Regel mehr bieten, damit man um gute Rankings mitkämpfen kann.

Freeclimber als Metapher für die Mühen der Contenterstellung für Onlineshops
Guten Content für Onlineshops zu erstellen ist anstrengend, lohnt sich aber… (Bildmaterial: rock climbing @ lei pi shan, yangshuo china (Maria Ly/Flickr, CC BY-SA 2.0))

Deswegen gilt: Hat ein Shop nicht mehr aufzuweisen als Produkte und (auch sehr gute) SEO-Texte, wird es mittel- und langfristig schwer, gute Positionen in den Suchergbnislisten zu ergattern und zu halten. Das hat zwei Gründe:

  1. Linkbuilding

    Starke Backlinks sind nach wie vor unabdingbar für gute Rankings. Die Zeiten, in denen man mit Hilfe von Webkatalog-Links, Social Bookmarks und Artikelverzeichnissen schnell und einfach Backlnks für eine Seite aufbauen konnte und damit gute Rankingerfolge erzielt hat, sind lange vorbei. Google hat viel Zeit und Energie investiert, um schlechte Backlinks zu erkennen und Seiten mit solchen Links abzuwerten oder auszusortieren.
    Heute sind Backlinks gefragt, die von hochwertigen Seiten kommen – d. h. man muss potenzielle Linkgeber überzeugen, einen Link zur eigenen Webseite zu setzen. In der Praxis bedeutet das, dass rein kommerziell orientierte Seiten nur selten gerne verlinkt werden, wenn sie außer Produkt- und Kategorieseiten nichts zu bieten haben. Anders sieht es aus, wenn es außer diesen konversionsorientierten Seiten noch einen nicht-kommerziellen Bereich gibt. Hier erklären sich in der Regel mehr Linkgeber bereit, diesen Bereich zu verlinken. Guter Content ist also Voraussetzung für starke Backlinks, die wiederum die Grundlage für gute Rankingpositionen bilden.

  2. Google erkennt guten Content und wertet zugleich Usersignale aus

    Gute Inhalte sind bestes Futter für die Crawl-Programme von Google. Die Algorithmen werden immer besser und ermöglichen es, gute von schlechten Inhalten zu unterscheiden. Je besser der Inhalt, desto höher die Relevanz der Seite zum behandelten Thema, was wiederum die Rankingentwicklung befördert.
    Die User wiederum verweilen länger auf Seiten mit interessanten Inhalten, somit sinken Absprung- und Abbruchrate – beides sind Rankingfaktoren (Rankingfaktoren 2014 laut searchmetrics).

Die Schaffung hochwertiger Inhalte ist also keineswegs Selbstzweck oder schöne Kür. Guter Content ist Teil und Grundlage einer nachhaltig orientierten und professionellen Suchmaschinenoptimierung!

Content in Onlineshops – Möglichkeiten

Als Online-Shop Betreiber hat man viele Möglichkeiten, Nutzern und potenziellen Kunden neben den Produkten weitere interessante Inhalte zur Verfügung zu stellen. Man muss sich lediglich überlegen, was thematisch zu den Produkten im Shop passt. Vor dem Inhalt kommt aber die Form, und hier gibt es vielfältige Möglichkeiten:

  • Eigener Blog
  • Ratgeber
  • Magazin
  • Video-Blog (VLog) und/oder Video-Tutorials
  • Podcasts
  • Infografiken
  • Bilderstrecken

Vor der Entscheidung, welche Form es letzlich werden soll, muss man sich über die zur Verfügung stehenden Ressourcen im Klaren sein. Grundsätzlich gilt: Guter Content kostet vor allem Zeit. Formate wie Video-Tutorials, Podcasts und Infografiken fordern zudem noch technische Mittel wie Kamera, Aufnahmesoftware oder eine professionelle Grafiksoftware. Zusätzlich benötigt man eventuell noch externes Know-How, um den Content zu erstellen und einzubinden.
Dabei sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass regelmäßig neuer Content produziert und veröffentlicht werden sollte. Die Betonung liegt dabei auf regelmäßig. Nur dann wird man mittel- und langfristig erfolgreich sein, da man sich bzw. seiner Seite erst den Ruf erarbeiten muss, über guten Content zu verfügen.
Der Veröffentlichungsrhythmus sollte dementsprechend so gewählt werden, dass man ihn auf jeden Fall einhalten kann. Besser einmal im Monat ein wirklich gelungener neuer Text oder Podcast, als einmal pro Woche halbgare und oberflächliche Inhaltshäppchen.

Content-Ideen für Onlineshops

„Ist ja schön und gut mit dem Content, aber wie bitteschön soll man für einen Gießkannen-Onlineshop hochwertige Inhalte erstellen?“
Fragen dieser Art finden sich häufig und sind auch verständlich. Deshalb gibt’s im Folgenden einige Ideen, wie sich auch für ein Nischenthema wie Gießkannen schöne Inhalte erstellen lassen.

Gießkannen als Beispiel für guten Content
Gießkannensammelstelle oder Pranger – mit ein bisschen Kreativität lassen sich zu jedem Thema gute Inhalte erstellen (Bildmaterial: Gieskannenpranger (hmboo Electrician and Adventurer/Flickr, CC BY-ND 2.0))

Am Anfang steht die Frage, welche Form es denn sein soll. Denkbar wäre ein „Gießkannen-Blog“, ein „Ratgeber für Gießer“, ein Video-Blog „Meine Gieskanne und ich“ oder auch Bilderstrecken. Podcasts scheiden aus, weil das Thema für reine Audio-Beiträge vermutlich nicht spannend genug ist. Infografiken sind auch eher ungeeignet, da es zu diesem Thema wahrscheinlich nicht genügend nachrecherchierbare Daten und Fakten gibt, die sich entsprechend aufbereiten lassen. Ein Magazin wäre auch möglich, andereseits impliziert die Bezeichnung „Magazin“ eine thematische Bandbreite, die sich für einen Gießkannen-Online-Shop nur schwer realisieren lassen durfte.

  • „Gießkannen-Blog“
    • Aufwand: überschaubar
      Entweder wird der Shopbetreiber selbst zum Blogger (falls das notwendige Fachwissen vorhanden ist), oder man sucht sich einen leidenschaftlichen Hobbyautor, der über die notwendige Krativität und das Fachwissen verfügt.
    • Kosten: überschaubar
      Der Blog kostet vor allem Zeit, bei ausgelagerter Schreibtätigkeit noch den Lohn des Autors/der Autoren.
    • Inhaltliche Ausrichtung: gemischt
      Inhaltlich ist nahezu alles denkbar. Ein Gartentagebuch ist ebenso möglich wie Tipps & Tricks rund ums Gießen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
  • „Ratgeber für Gießer“
    • Aufwand: mittel
      Für einen Ratgeber ist mehr Recherche-Aufwand notwendig. Die Ratschläge sollten Hand und Fuß haben und mit vertrauenswürdigen Quellen belegt werden.
    • Kosten: überschaubar
      Ähnlich wie beim Blog schlagen vor allem die Zeit und etwaige Honorare für Freelancer zu Buche. Wegen des Recherche-Aufwandes müssen die Kosten etwas höher angesetzt werden als beim Blog.
    • Inhaltliche Ausrichtung: Fokus auf Garten und Balkon
      Mögliche Themen wären: „Welche Pflanze braucht wann wie viel Wasser?“ (hieraus ließe sich wunderbar eine Artikelserie machen), „Worauf muss ich achten, wenn ich die Pflanzen anderer gieße?“ (z.B. bei Bekannten, die im Urlaub sind), „Rechtsfragen zum Thema Gießen“ (z.B. „Welche Tropfwassermenge müssen Nachbarn hinnehmen, ab wann muss ich aufpassen?“)
  • Video-Blog „Meine Gießkanne und ich“
    • Aufwand: hoch
      Zur Themenfindung kommt noch die Konzeption des Beitrags und die Realisierung hinzu.
    • Kosten: mittel bis hoch
      Der Zeitaufwand ist natürlich auch hier ein wichtiger Kostenfaktor. Es kommen aber noch Kosten für die erforderliche Ausrüstung hinzu – man sollte in halbwegs ordentliches Equipment investieren und sich zumindest eine HD-Video-fähige DSLR-Kamera anschaffen. Die Videofunktion und -Qualität von Smartphones ist nicht ausreichend.
    • Inhaltliche Ausrichtung: gemischt
      Auch hier kann man der Fantasie freien Lauf lassen. Im Prinzip kommen alle Themen in Betracht, die sich auch für den einfachen Text-Blog eignen. Wichtig ist, dass die Themen video-gerecht sind, sprich sich visuell ansprechend umsetzen lassen. Ein mögliches Thema wäre z.B. „Was sich alles aus Gießkannen machen lässt“. Hier könnte man zeigen, wie sich Gießkannen als Bastelmaterial oder Dekogegenstände zweckentfremden lassen und Anleitungen dazu zeigen.
  • Bilderstrecken
    • Aufwand: von überschaubar bis hoch
      Hier kommt es ganz darauf an, wie umfangreich und aufwendig Themen umgesetzt werden sollen. Davon hängt natürlich der Zeitaufwand maßgeblich ab.
    • Kosten: von überschaubar bis hoch
      Auch hier gilt: Je höher die Ansprüche, desto höher auch die Kosten. Nicht nur das Fotografieren kostet Zeit, auch die Nachbearbeitung und Weboptimierung benötigt Zeit. Ebenfalls notwendig: eine ordentliche Kamera. Und die Zeit, die die Konzeption einer Bilderstrecke frisst, sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden.
    • Inhaltliche Ausrichtung: gemischt
      Über Garten- und Pflanzenthemen bis hin zur „Gießkanne als Designobjekt“ oder „kuriose Gießkannen“: Bilderstrecken kennen thematisch kaum Grenzen, außer Kosten und Aufwand. Haupsache, es entehen interessante Bilder, die sich nicht an jeder Ecke im Web finden lassen.
Alte Gießkanne als Symbol für ungewöhnlichen Content
Keine 08/15 Gießkanne – so sollte man auch mit Content im Onlineshop halten (Bildmaterial: Stillleben mit Gießkanne (Pixelteufel/Flickr, CC BY 2.0))

Noch eine generelle Anmerkung zur Verwendung von Bildern auf der eigenen Webseite:
Möchte man rechtlich auf der sicheren Seite sein, sollte man nur Bildmaterial für Blogs & Co. verwenden, die man selbst geschaffen hat. An diesen Bildern hält man selbst alle Rechte und kann mit Ihnen machen, was man möchte.
Alternativ kann man Bilder von Bildagenturen wie Fotolia kaufen und verwenden, muss sich vorher jedoch genau mit den Veröffentlichungsbedingungen vertraut machen und den erforderlichen Copyright-Angaben.
Zudem gibt es noch Bilder, die unter den Creative-Commons-Lizenzen laufen und entgeltfrei verwendet werden können. Auch hier sollte man sich aber unbedingt vor der Verwendung über Gültigkeitsbereich und Bedingungen informieren (hier geht’s zur CC-Übersicht auf wikipedia).

Fazit: Nutzen von gutem Content für Onlineshops

Hochwertiger Content bringt Onlineshops mehrfachen Nutzen:

  • Absetzen von der Konkurrenz, da viele Onlineshop-Betreiber den Aufwand scheuen, der mit der Schaffung von Inhalten einhergeht.
  • Inhalte sind wichtig, um starke Backlinks zu erhalten – und ohne starke Backlinks erzielt eine Webseite keine guten Rankings bei Suchmaschinen und generiert folglich auch weniger Umsatz.
  • Positive Usersignale: Nutzer verweilen länger auf der Seite und senden somit positive Signale an Google, was sich ebenfalls förderlich auf Rankings auswirkt.
  • Kundenbindung: Kunden kommen wieder, weil sie sich für die Inhalte neben den Produkten interessieren.

Wenn man als Onlineshop-Betreiber die Arbeit in Kauf nimmt, die hochwertiger Content nun einmal macht, wird man mittel- und langfristig davon profitieren. Macht man seine Sache gut, kann man sich einen Leser und Kundenstamm aufbauen, der einen ein klein wenig unabhängiger von einem Suchmaschinen-Riesen wie Google macht. Vor Google Updates muss man sich dann auch nicht füchten, da man zum einen die Kriterien für hochwertige Webseiten erfüllt und zum anderen ein starkes Backlinkprofil aufbauen kann.
Die Folge von all dem im Idealfall: Steigende und stabile Rankings und folglich mehr Umsatz.

Über den Autor
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Über den Autor

Herbert Buchhorn ist Geschäftsführer der clicks digital GmbH, einer der führenden Performance Marketing Agenturen mit Sitz in Dresden und Projektbüros in Berlin, München und Köln. Als gefragter Marketingexperte betreut er mit seinem Team nationale wie internationale Onlineprojekte von Unternehmen unterschiedlichster Branchen.

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